CAMPING

Wildcampen Europa: Was ist erlaubt und was nicht?

Beim Wildcamping lässt sich Gebirgslandschaft mit Blick auf den See wunderbar genießen

Einfach in der Wildnis anhalten und übernachten, wo es einem gerade gefällt – das ist die Idee von Wildcamping. Ganz so einfach ist es in der Realität aber leider nicht. In vielen europäischen Ländern unterliegt das Wildcampen strengen Regeln, oder ist sogar ganz verboten.

Einen Überblick über die rechtliche Lage zum Wildcampen in Europa erhaltet Ihr in diesem Beitrag.

Was ist Wildcampen überhaupt?

Wildcamping beschreibt das Übernachten im Wohnmobil oder im Zelt abseits von offiziellen Stellplätzen und Campingplätzen. In der Regel geht es dabei um das Campen in der freien Natur.

Für viele Reisende bedeutet diese Form des Campings ein maximales Gefühl von Freiheit und Flexibilität. Es ist vor allem bei naturverbundenen Campingbegeisterten beliebt, die einen ruhigen Urlaub entfernt von touristischen Hotspots und ohne direkte Camp-Nachbarn verbringen möchten.

Wildcamping-Zeltlager an einem Fluss

Ist Wildcamping erlaubt?

Ob Wildcamping erlaubt ist oder nicht, lässt sich tatsächlich nicht so leicht beantworten. Die rechtliche Lage ist sehr unübersichtlich und unterscheidet sich stark von Land zu Land. Die Grundlage für das Wildcamping in Europa bildet das sogenannte „Jedermannsrecht“. Aber Achtung: Dieses gilt nicht in allen Ländern.

Das sagt das Jedermannsrecht

Das Jedermannsrecht gesteht allen Menschen das grundlegende Recht zu, die Natur und Wildnis zu genießen und frei zu nutzen. Neben einem reinen Betretungsrecht, zum Beispiel zum Wandern, ist so auch das Übernachten, beispielsweise in einem Zelt, gestattet. Jedoch beschränkt sich das auf maximal ein bis zwei Nächte.

Das Jedermannsrecht gilt nicht in Nationalparks und grundsätzlich auch nicht in Städten. Eine der wichtigsten Bedingungen ist zudem, dass jederzeit Rücksicht auf die Natur und die Einheimischen genommen wird.

Wildcampen mit dem Wohnmobil

Das Jedermannsrecht gilt nur für Wanderer und Fahrradfahrer, die ein vorübergehendes Zeltlager in der Natur aufschlagen möchten. Euren Wohnwagen oder Euer Wohnmobil dürft Ihr nicht einfach überall hinfahren und abstellen. Sucht Euch stattdessen einen öffentlichen Parkplatz oder eine sichere Stelle am Straßenrand.

Wildcampen im Wohnmobil ist meist nur für eine Nacht erlaubt. Macht es Euch also nicht allzu gemütlich und setzt Eure Reise am nächsten Morgen fort.

Am Straßenrand für eine Nacht im Wohnmobil zu schlafen, ist in der Regel kein Problem.

Im Auto schlafen

Im Auto schlafen, zum Beispiel während eines Roadtrips, ist in der Regel nicht verboten. Wie beim Wildcampen mit dem Wohnwagen kommt es hier darauf an, wo Ihr Euer Auto abstellt und wie lange Ihr Euch häuslich einrichtet. Achtet auf die Straßenverkehrsordnung, meidet Halteverbote sowie Privatgrundstücke und beschränkt Euren Aufenthalt auf eine Nacht.

Wildcampen im Auto ist nicht ganz ungefährlich. Sucht Euch einen sicheren Stellplatz, stellt eine ausreichende Sauerstoffzufuhr sicher und kuschelt Euch in warme Decken. Vor allem im Winter kann es im Auto schnell sehr kalt werden. Gasheizung, Gaskocher oder Autoheizung sind beim Übernachten im Auto keine Lösung – die Geräte sollten nie unbeaufsichtigt laufen, und es besteht sogar das Risiko zu ersticken.

Zelten in der Natur

Das Zelten in der Wildnis ist der Inbegriff von Wildcampen: einfach das Zelt auf einer Wiese, auf einem Feld oder im Wald aufschlagen und mitten in der Natur nächtigen. Ob dieses Campingabenteuer erlaubt ist, ist in jedem Land individuell geregelt. Bevor Ihr Euch ein Zeltlager einrichtet, macht Euch also stets mit den geltenden Regelungen vor Ort vertraut.

Übernachten im Biwak

Als Biwak bezeichnet man ein Nachtlager unter freiem Himmel, ganz ohne Zelt, sondern lediglich in einem Schlafsack, auf einer Isomatte oder in einer Hängematte. Als Wetterschutz kann auch ein Tarp genutzt werden.

Das Biwakieren ist gesetzlich nicht eindeutig geregelt. Wer unter dem Sternenhimmel im Schlafsack campt, bewegt sich also in einer rechtlichen Grauzone. Ein ungeplantes Notbiwak, zum Beispiel, wenn Ihr bei der Wanderung von schlechtem Wetter überrascht werdet oder zu erschöpft für die Weiterreise seid, ist aber grundsätzlich erlaubt. Vorsätzliches Biwakieren dagegen ist nicht gern gesehen und kann Euch unter Umständen als unerlaubtes Wildcampen ausgelegt werden.

Biwakieren in einer Hängematte liegt in einer rechtlichen Grauzone

Im Wald schlafen

Wälder, Jagd- und Naturschutzgebiete sowie Nationalparks sind in den meisten Ländern fürs Wildcampen tabu. Wenn Ihr trotzdem nicht darauf verzichten wollt, nehmt Kontakt zum jeweiligen Waldbesitzer oder der Forstbehörde auf und fragt um Erlaubnis.

Ansonsten gibt es teilweise auch Waldgebiete, die explizit für das Wildcampen freigegeben sind. Das ist beispielsweise in Polen der Fall.

Wildcampen im Wald ist nicht überall erlaubt

Übernachten auf dem Feld

Wer auf freiem Feld übernachten will, sollte Abstand von privaten Grundstücken nehmen – oder sich die Erlaubnis vom Besitzer einholen. Auf landwirtschaftlich genutzten Feldern ist Camping in jedem Fall verboten, um keinen Schaden anzurichten.

Wo ist das Wildcampen in Europa erlaubt?

Wie wir schon erwähnt haben, sind die Bestimmungen zum Wildcamping von Land zu Land verschieden – eine einheitliche Regelung in Europa gibt es nicht. In den meisten Ländern ist das freie Campen in der Natur entweder ganz verboten oder stark reglementiert und wird scharf kontrolliert. Wer beim unerlaubten Camping erwischt wird, muss dann mit teils hohen Bußgeldern rechnen, die das Urlaubsbudget schnell sprengen.

Als Hilfe, worauf Ihr in den europäischen Ländern als Wildcamper achten solltet, geben wir Euch hier eine kleine Übersicht über die aktuellen länderspezifischen Regeln.

Länder, in denen man gut wildcampen kann

In den skandinavischen Ländern Norwegen und Schweden sowie in Schottland gilt das Jedermannsrecht. Das heißt, das Wildcampen ist – mit einigen wenigen Ausnahmen – erlaubt. In diesen Ländern findet Ihr viele gute Plätze zum Wildcampen, ob an der Küste mit Blick auf das Meer oder an malerischen Seen vor einer eindrucksvollen Gebirgskulisse.

Auch in den baltischen Staaten (Estland, Lettland und Litauen) kommen Wildcamper ganz auf ihre Kosten: Das Campen ist auf jedem öffentlichen Grund möglich, wenn es nicht ausdrücklich verboten ist.

Ähnlich ist die Lage in Island: Solange Ihr Euch nicht in Nationalparks, Wohngegenden oder auf Privatgelände aufhaltet, ist wild campen gestattet.

Wo Wildcampen erlaubt ist, lassen sich herrliche Landschaften mitten in der Natur genießen

In diesen Ländern könnt Ihr mit einigen Einschränkungen wildcampen

In Ländern wie Polen, Schweiz und Portugal könnt Ihr zwar auch abseits von Campingplätzen wildcampen, jedoch teilweise nur in ausgezeichneten Gebieten und unter Einhaltung von strengen Regeln. In der Schweiz ist die rechtliche Lage zudem in jedem Kanton verschieden. Informiert Euch daher stets im Vorfeld oder direkt vor Ort über die geltenden Bestimmungen.

Wo Wildcampen (mit Ausnahmen) verboten ist

In Italien, Frankreich, den Niederlanden und in den osteuropäischen Ländern ist das Campieren in der Wildnis grundsätzlich verboten. In Dänemark gibt es einige Ausnahmen, die jedoch mit strengen Regeln verbunden sind. In Spanien unterliegt das Wildcampen regionalen Verboten. Wo es gestattet ist, müsst Ihr Euch meist eine behördliche Genehmigung einholen.

Auch in Deutschland sieht es für naturbegeisterte Camper eher schlecht aus: Wildcamping mit dem Zelt ist selbst abseits von Naturschutzgebieten nicht gestattet und kann je nach Bundesland eine Anzeige nach sich ziehen.

Mit Wohnwagen ist die Lage etwas klarer: Auf Raststätten und staatlichen Parkplätzen ist das Übernachten im Wohnmobil normalerweise kein Problem – jedoch nur für eine Nacht zur Erholung. Für einen kurzen Zwischenstopp reicht das vollkommen aus, für einen ausgiebigen Camping-Urlaub mit der ganzen Familie solltet Ihr jedoch offizielle Stellplätze nutzen.

Ganz aufs Campen in der Natur verzichten müsst Ihr aber nicht: Vielerorts gibt es mittlerweile auch sogenannte Trekkingplätze, sozusagen ausgewiesene Wildcamping-Plätze, auf denen Ihr kostenlos oder zu einem kleinen Unkostenbeitrag übernachten könnt.

Welche Strafen gibt es fürs Wildcampen?

Auch hier lautet die Antwort: Die Strafen fürs unerlaubte Wildcampen variieren in Europa je nach Land – und teilweise sogar je nach Bundesland.

In Deutschland wird Wildcamping als Ordnungswidrigkeit geahndet. Neben Verwarngeldern von bis zu 100 Euro pro Person sind je nach Schwere des Verstoßes auch mit hohen Bußgeldern von 500 bis 2500 Euro zu rechnen. Die Höhe hängt davon ab, ob Ihr mit dem Zelt oder dem Wohnwagen wildcampt, wo Ihr Euch aufhaltet und wie lange. Besonders hoch wird die Strafe, wenn Ihr die Natur gefährdet oder aktiv schädigt.

Wildcampen nur mit Rücksicht auf die Natur

Worauf ist beim Wildcampen zu achten?

Neben den gesetzlichen Bestimmungen solltet Ihr bei Eurem Camping-Trip in der Wildnis einige Verhaltensregeln beachten:

  • Verhaltet Euch gegenüber den Einheimischen respektvoll und stört diese nicht.

  • Haltet Euch von Wohngegenden fern und campt außerhalb der Sichtweite von Häusern.

  • Vermeidet Lärm – zum Schutz der Tierwelt und aus Rücksicht zu den Anwohnern.

  • Verhaltet Euch in der Natur stets rücksichtsvoll und hinterlasst alles so, wie Ihr es vorgefunden habt.

  • Nehmt Müll immer mit und entsorgt Abfall fachgerecht.

  • Verrichtet Euer Geschäft nicht in der Natur, sondern nutzt öffentliche oder mobile Toiletten, zum Beispiel die Trenntoilette von Boxio.

  • Campt nur in kleinen Gruppen. Meistens werden maximal drei kleine Zelte an einer Stelle geduldet.

  • Seid vorsichtig mit offenem Feuer, auch mit dem Campingkocher. In Waldnähe solltet Ihr ganz darauf verzichten.

  • Bleibt maximal ein bis zwei Nächte am selben Ort.

  • Wenn Ihr Euch unsicher seid, ob an Eurem gewählten Ort das Wildcampen erlaubt ist, fragt lieber nach und holt Euch eine Erlaubnis ein.

Wenn Ihr die genannten Punkte einhaltet und Euch genau über die Gesetzeslage an Eurem Urlaubsort informiert, könnt Ihr das Freiheitsgefühl beim Wildcampen in Europa ganz ohne schlechtes Gewissen und böse Überraschungen genießen.

 

Häufige Fragen zum Thema Wildcampen in Europa

Ist Wildcampen in Europa erlaubt?

Das Wildcamping unterliegt den gesetzlichen Bestimmungen der jeweiligen Länder. Es gibt keine einheitliche Regelung in Europa. Ob Wildcampen erlaubt ist, variiert daher von Land zu Land.

In welchen Ländern ist Wildcamping gestattet?

In den baltischen und skandinavischen Ländern (mit Ausnahme von Dänemark) sowie in Island und Schottland ist Wildcampen grundsätzlich mit wenigen Einschränkungen erlaubt. Andere Länder wie die Schweiz und Portugal gestatten Wildcamping unter einigen Auflagen.

Ist Wildcampen in Deutschland erlaubt?

In Deutschland ist Wildcampen mit dem Zelt in der Regel verboten. Es gibt aber vielerorts ausgewiesene naturnahe, kostengünstige Campingplätze. Mit dem Wohnmobil ist das Übernachten auf staatlichen Parkplätzen für eine Nacht gestattet.

Mit welchen Strafen muss ich beim unerlaubten Wildcampen rechnen?

In Deutschland ist Wildcampen eine Ordnungswidrigkeit, die mit Verwarngeldern und teilweise hohen Bußgeldern geahndet wird. Diese reichen je nach Schwere des Vergehens von 100 Euro pro Person bis in den vierstelligen Bereich.

Darf man im Auto schlafen?

Im Auto schlafen ist meist kein Problem, solange das Auto auf einem sicheren und legalen Parkplatz steht. Der Aufenthalt sollte zudem nicht länger als eine Nacht dauern.

Ist es verboten, im Wald zu zelten?

In vielen Ländern ist das Wildzelten im Wald verboten, außer es sind explizit Plätze zum Campen freigegeben. Oft lohnt sich auch eine Nachfrage beim zuständigen Forstamt.

Was gilt als Biwak?

Ein Biwak ist ein Schlaflager unter freiem Himmel, meist in einem Schlafsack oder auch in der Hängematte. In der Regel ist ein Biwak ungeplant und wird nur in Notsituationen aufgeschlagen, beispielsweise bei Erschöpfung, einer Verletzung oder schlechten Wetterbedingungen, die die Weiterreise behindern.

 

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